Die Alanfanischen Prophezeiungen

1. Spruch: Von der Zweiheit der göttlichen Ungaben
Zweimal, nicht einmal wird der Zwist der Zwillingsbrüder offenbar, und der Geber der Gestalt unterliegt, damit der Nehmer der Welt unterliegen muß.
Zweimal, nicht einmal werden die tumben Söhne Ogerons dem Kreuz des Nordens folgen.
Zweimal, nicht einmal werden die Botschafter von Ordnung und Einheit zweiteilen Ordnung und Einheit.
Zweimal, nicht einmal werden die Legionen des Roten Mondes vor das Haus der Gelben Sonne treten.
Zweimal, nicht einmal wird der Rabe nach dem Thron des Herren über Zwölf greifen.

Abrizahs Deutung:

An der Überschrift ist schon zu erkennen, daß die Prophezeiungen aus Maraskan stammen.
1. Zeile: Nach den Magierkriegen bahnt sich nun erneut die Konfrontation zwischen Rohal ("Nehmer der Welt") und Borbarad ("Geber der Gestalt") an. Dabei handelt es sich um Beinamen, die sie sich selbst verliehen: Rohal nimmt die Welt, wie sie ist, Borbarad will ihre Gestalt verändern. Rohal kann Borbarad nur besiegen, indem auch er auf seine Macht verzichtet.
2. Zeile: Galotta lenkte 1003 BF den zweiten Ogerzug durch das Ogerkreuz: Ebenso wie beim ersten Zug der Oger 871 v.BF stand Mada in jenem Sternbild.
3. Zeile: Mit den Botschaftern ist die Praiosgeweihtenschaft gemeint. Gurvan wurde 421 BF von seinem Zögling Helius Pradiodan ins alanfanische Exil getrieben; 1013 BF kam es zum zweiten Schisma, als Hilberian Grimm v. Greifenstein - nachdem er während des Orkensturms von einem Greifen gesegnet worden war - in Gratenfels zum Gegen-Erleuchteten neben Heliodan Jariel ernannt wurde (beide Spaltungen wurden überwunden - 440 bzw. 1014 BF). Mit der ersten Zweiteilung könnte auch die Verfolgung des Rondra-Glaubens zur Zeit der Priesterkaiser gemeint sein.
4. Zeile: Das Symbol des orkischen Götzen Tairach ist der Rote Mond, während mit dem Haus der Gelben Sonne die Stadt des Lichts in Gareth gemeint ist. Beide Orkenstürme führten bis nach Gareth (600 BF und 1012 BF).
5. Zeile: Tar Honak, der oberste Boroni der BORon geweihten Stadt Al'Anfa, überfiel das Kalifat, das 12 Sultanate besitzt, und Answin von Rabenmund usurpierte den kaiserlichen Thron zu einer Zeit, da das Mittelreich noch 12 Provinzen besaß (bevor die Markgrafschaft Heldentrutz gegründet wurde). Die Prophezeiung ist sogar zweimal erfüllt, da Answin vor seiner Machtübernahme bereits 997 BF versuchte, den Thronfolger Brin zu vergiften.

2. Spruch: Von Drachen und Kaisern
Wenn sich Drachenblut mit Menschenblut auf einem Berg von Gold verbindet.
Wenn sich wegen des Schicksals der Zwillingskaiser nicht erfüllen kann das Schicksal der Kaiserzwillinge.
Wenn der alte Elfenkönig und der neue Elfenkönig mit Schiff und Roß heimgekehrt und bewiesen, daß der alte Elfenkönig nimmermehr wahr.
Wenn der alte Kaiser dem neuen Kaiser nachfolgt.
Wenn in der Neunflüssigen ein Alter Drach bar eines Karfunkels und ein Alter Karfunkel bar eines Drachen weilen.

Abrizahs Deutung:

1. Zeile: Bei der Gesandtschaft der Horaskaiserin zum Kaiserdrachen Shafir in den Goldfelsen (!) 1020 BF verlangte dieser, Prinzessin Aldare zu heiraten; Abtprimas Eternenwacht vollzog die "Trauung". Außerdem ließ Xeraan im von Borbarads Truppen eroberten Warunk eine goldene Opferpyramide errichten, auf der nun der untote Drache Razzazor residiert.
2. Zeile: Rohaja und Yppolita, die Kinder Brins und Emers, sind wohl die Kaiserzwillinge; Zwillingskaiser könnte sich auf Bardo und Cella, aber auch auf Hal und Selinde, Kinder Retos, beziehen.
3. Zeile: Der von Phileasson Foggwulf befreite Elfenkönig Fenvarien verließ Aventurien und segelte zu den Inseln im Nebel.
4. Zeile: Da Brin ein Sohn Retos ist, wäre er bereits bei Retos Tod rechtmäßer Kaiser gewesen anstelle Hals (Selindes). Außerdem gibt es zur Zeit zwar keinen Kaiser des Neuen Reiches, aber wieder eine Kaiserin des Alten Reiches.
5. Zeile: In Khunchom (mit den neun Armen des Mhanadi) tauchte Teclador ohne seinen Karfunkelstein, den ihm Liscom von Fasar gestohlen hatte, auf, und wird Pyrdacors Karfunkelstein in der Drachenei-Akademie aufbewahrt.

3. Spruch: Von den Handlangern des Untergangs
Wenn der Diener jenseits des Todes den Meister außerhalb des Todes ruft.
Wenn die Verderberin der Leiber einen Leib dem Verderber der Welten schafft.
Wenn die verlorenen Scharen der Gestaltlosen annehmen die Gestalt der Schar der Verlorenen.
Wenn aus kristallenem Herz der geraubte Schlangenfürst spricht.
Wenn die Bäume auf der See wurzeln, die Festungen über das Land wandeln, und die Belagerungstürme über den Himmel ziehen.

Abrizahs Deutung:

1. Zeile: Der Wiedergänger Liscom von Fasar befreite Borbarad aus dem Limbus.
2. Zeile: Pardona, u.a. Erschafferin der Gletscherwürmer, gab Borbarad einen neuen Körper.
3. Zeile: Mit den Gestaltlosen kann vieles gemeint sein: etwa die Nephazzim, Dämonen, die Leichen mit unheiligem Leben beseelen; oder die Vampire, die dem Namemlosen dienen; oder die Seelen, die von Borbaradianern irrtümlicherweise zum Tausch gegen die Seele Borbarads an Boron oder Thargunitoth geopfert wurden, aber wahrscheinlich Amazeroth Anheim fielen; vielleicht sind es auch die mysteriösen Gestaltwandler, die mal Amazeroths, mal Asfaloths Herrschaftsbereich zugeschrieben werden; schließlich ist in den Annalen des Götteralters davon die Rede, daß im Krieg der Götter INGerimm ein Sechstel der Gefolgschaft dessen ohne Namen zu Gestaltlosen verbrannte. Welche Deutung auch immer zutrifft (auch eine Kombination mehrerer Deutungen ist denkbar), die Bezeichneten haben ihre Seelen verloren (an die Dämonen oder an das Rattenkind), und in Weiden ist es tatsächlich bereits zu einer Vampirplage gekommen.
4. Zeile: In einem Kommentar zum Codex Emeraldus, gegeben in Punin 1011 BF, spricht Jikhbar ibn Chalif die Vermutung aus, daß Bernstein, in den Käfer oder anderes Getier eingeschlossen sind, eine Verhöhnung des praiosheiligen Steins durch Tasfarelel, PHExens Widerpart, seien. In diesem Zusammenhang wird der Bernstein mit dem "Gläsernen Herzen" verglichen, das Tasfarelel-Paktierer angeblich in sich tragen. Viel wahrscheinlicher ist jedoch der Karfunkelstein Pyrdacors, der sich als Echsengott verehren ließ, gemeint - jener wurde ihm tatsächlich geraubt und ruht nun in der Khunchomer Drachenei-Akademie.
5. Zeile: Die Schwarze Horde benutzt Ma'hay'tamim (durch einen gleichzeitig mit Charyptoroth und Agrimoth geschlossenen Pakt beschworene Dämonenarchen, die wie Bäume aussehen und auch über Land laufen können). Mit der Festung ist wahrscheinlich die kürzlich aus alten Schriften rekonstruierte alttulamidische Belagerungs-Schleuder na(ham)-machin aqqem gemeint, die ganze Stadtmauern zertrümmern kann und deren Wiederentdecker Magister Tamorlan am 13. Firun 1020 BF in Festum von einem dämonischen Hund entführt wurde. Belagerungsturm (tulamidya: ghulsach, wörtlich großer Geist, Totenfresser) kann auch Geier oder Katapult heißen. Allerdings wurde bei der nächtlichen Brandattacke auf Gareth am 8. Phex 1021 BF tatsächlich auch ein von einer schwarzen Wolke getragener Belagerungsturm, der von Skeletten bedient wurde, eingesetzt.

4. Spruch: Von den Sieben Gezeichneten
Wenn der allein Ahnende mit dem almadinen Auge angekommen.
Wenn der Bote des wandelnden Bildes zum Bündnis bittet.
Wenn das kühne Tier mit dem Krötensinn seinen Kürschmeister gekürt.
Wenn fünf firnglänzende Finger den Fluch der Felder gefunden.
Wenn nur mehr die stählerne Stirn dem schrecklichen Schatten standhält.
Wenn das geflügelte Geschoß dem Grauen der Götter gilt.
Wenn aus sieben Schalen Schärfe schäumt, dagegen kein Schrecknis gewachsen ist.

Abrizahs Deutung:

Ebenso wie Rohal und Borbarad oder die Sieben Artefakte kehren auch die Sieben Gezeichneten immer wieder; sie erhalten ihre Zeichnungen von zuvor selbst gezeichneten.
1. Zeile: Der Erste (von Liscom von Fasar) Gezeichnete trägt dessen Rubin als linkes Auge. Er hat das Zweite Gesicht erhalten und kann Borbarad erkennen (IN).
2. Zeile: Der Zweite (von Luzelin vom Blautann) Gezeichnete sieht das iama anderer. Dies sind die Bilder, nach denen er Freund von Feind unterscheiden muß (CH).
3. Zeile: Der Dritte (vom Leviathan N´Chriss´zhay) Gezeichnete wurde von diesem zu einem Duell "auf das zweieinhalbte Blut" herausgefordert. Durch seinen Sieg erhielt er dessen Tapferkeit, aber auch Jähzorn (MU).
4. Zeile: Der Vierte (von Abu Terfas Ysasser Shenesach) Gezeichnete erhält den Handschuh, den dieser über seiner künstlichen linken Hand trug (ein früherer Gezeichneter könnte der Warunker Markgraf Karloff mit der Silbernen Hand gewesen sein). Abu Terfas war dem Geheimnis des Großen Schwarms auf der Spur, nachdem er einen Pakt mit Asfaloth geschlossen hatte (FF).
5. Zeile: Der Fünfte (von Rohal) Gezeichnete trägt die Rohalskappe (KL).
6. Zeile: Der Sechste Gezeichnete... (bekommt Flügel / den Unwiderrufliche Pfeil Uthars / die Freipfeile Nagrachs? GE?) Wieder liegt hier eine grammatikalische Tücke verborgen: "der Graue" der Götter könnte sich auf Phex beziehen, der Spruch evtl. auf die Bombardierung Gareths, der Stadt mit dem Fuchswappen. Vielleicht ist der Sechste Gezeichnete auf der Gegenseite zu suchen - Borbarad selbst sogar?
7. Zeile: Der Siebte (von Rondra) Gezeichnete führt das aus den Sieben Magischen Kelchen neu geschmiedeten Schwert Siebenstreich, zum ersten Mal seit Hlûthar in der Ersten Dämonenschlacht (KK?).

5. Spruch: Vom Ende des Zeitalters
Dann wird in den Kerker der feurige Blick des Weltenschöpfers fallen.
Dann wird die rote Saat der Gor aufgehen.
Dann wird die Letzte Kreatur geboren und gebären.
Dann werden Löwin und Einhorn zu Zweien ins Tal der Finsternis gehen.
Dann werden die Wasser blutig und die Brunnen sauer, der Regen brennend und das Land schimmelig.
Dann wird die Brut den Boden verschlingen.
Dann wird der Rausch der Ewigkeit über die Schöpfung wehen.

Abrizahs Deutung:

1. Zeile: "Es ist nicht leicht, der Wächter des gesamten Weltalls zu sein. Alle 500 Jahre muß der ewige LOS zwinkern. Wenn er die Augen auch sofort wieder öffnet, hat sich indessen die Welt dennoch von Grund auf geändert. LOS' Blick, der über die Welt schweift, erscheint als der goldene Allvogel. Alljährlich erneuert er sich, indem er sich im Raschtulswall in den größten aller Vulkane stürzt - und verjüngt daraus hervorgeht. Wenn aber diese jährliche Wiedergeburt ausbleibt, dann bricht jede Ordnung zusammen, bis der Allvogel zurückkehrt." (aus: Der Blick in den Regenbogen, Heiliges Buch des Tsas-Kultes, derzeit im Tempel zu Punin)
Außerdem bat die Matriarchin Ingrascha, Tochter der Irin, beim Auszug der Brillantzwerge aus dem von den Schwarzen Horden belagerten Lorgolosch u.a. mit folgenden Worten um ein INGerimm-Wunder: "Laß Deinen feurigen Blick in diesen Kerker fallen".
2. Zeile: In der rotsandigen Gorischen Wüste hatten sowohl Borbarad als auch Liscom von Fasar ihre Türme errichtet. Dort wurde der Große Schwarm zum ersten Mal gerufen; der Sphärenriß über der Gor beginnt sich in jüngster Zeit zu vergrößern. Außerdem nennt sich eine Söldnereinheit der Schwarzen Horde "Die rote Saat der Gor".
3. Zeile: Borbarad hat unter Warunk das Omegatherion, die "Bestie zu Füßen des Dämonensultans" beschworen. Dieser gestaltlose Dämon breitet sich seitdem in einer gigantischen Spirale unter Tobrien aus und infiziert das ganze Land mit seiner unheiligen Präsenz. Aus dem Leib des Omegatherions lösen sich immer wieder widernatürliche Wesen.
4. Zeile: Im Orkland lebt eine Rondra-Geweihte mit einem zahmen Einhorn, und eine Taverne in Punin heißt "Die Löwin und das Einhorn". Wahrscheinlich handelt es sich aber um Symbole für Kampf (RONdra) und Magie (Nandus): Die Seelentiere der Magier sind Einhörner. Löwin und Einhorn könnte sich ebensogut auf zwei spezielle Personen beziehen, etwa Yppolita und Nahema, die Prinzessinnen Rohaja und Yppolita oder Ayla von Schattengrund und Rohezal. Wenn gemeint ist, daß sie zu Zweien hingehen, die sich bereits im Tal der Finsternis befinden, so sind diese zwei sicherlich Rohal und Borbarad, nachdem diese die Dritte Sphäre wieder verlassen haben werden; das Tal könnte sich dann auf eine Dunkle Pforte oder den Fluß Nagrach im Überwals beziehen, der wohl in der Nähe der Dämonenzitadelle seinen Ursprung hat.
5. Zeile: Dies sind Auswirkungen der Anwesenheit des Omegatherions auf Tobrien. Zudem hat Borbarad Pakte mit allen Schändern der Elemente geschlossen (Agrimoth, Charyptoroth, Nagrach).
6. Zeile: Die Plage, der dämonische Heuschreckenschwarm Rahastes, wird wiederkehren.
7. Zeile: So oder so wird Borbarads Vernichtungsfeldzug wieder enden - mit dem Ende der Welt oder dem Anbruch eines neuen Zeitalters.

"Wer auch immer das getan hat, er muß schon lange tot sein."

Famous last words


Franz Indra (dsa@hey.to)